Politik

Bericht vom Demo-Tag in Kassel

Wenig los!


Leerer Vorplatz des Hauptbahnhofs (Quelle: heldmann.photography)
Auch Wasserwerfer aus anderen Ländern in Kassel
(Quelle: heldmann.photography)
GDN - Es war vielleicht eine höhere zweistellige Zahl an potenziellen Demonstranten, die sich nach Kassel verirrt hatten. Ihnen standen mehr als zehnmal so viele Polizisten und knapp 50 Antifa-Demonstranten gegenüber.
Eine kleine Gruppe verhinderter Demonstranten
Quelle: heldmann.photography
Der Sprecher der Polizei hatte bereits am Freitag angekündigt, man werde rigoros gegen jeden Versuch vorgehen, trotz des behördlichen und gerichtlichen Verbots der Demonstration gegen die Corona-Politik, das übrigens vom Bundesverfassungsgericht ohne weitere Begründung bestätigt wurde, vorgehen. Und so zeigte sich am Samstag in der Kasseler Innenstadt wie schon vor fünf Wochen eine beträchtliche Polizeipräsens. Das begann mit der Bundespolizei am Kulturbahnhof (Hauptbahnhof), auf dessen leeren Vorplatz eigentlich eine Kundgebung angemeldet (und verboten) worden war. Und es ging weiter in Richtung Innenstadt zum Friedrichsplatz und weiter zur Karlsaue.
Kontrollen am Friedrichsplatz
Quelle: heldmann.photography
Da die Stadt kurzfristig am Freitagabend noch eine Maskenpflicht für die Innenstadt verfügt hatte, war eine Hauptaufgabe für die Polizeibeamten, die häufig darüber nicht informierten Menschen in der Stadt darauf hinzuweisen. Daneben gab es laufend Personenkontrollen. Nach welchen Kriterien dabei tatsächliche oder vermeintliche „Querdenker“ ausgeguckt und ihnen dann Platzverbot für die Innenstadt erteilt wurde, war für einen neutralen Beobachter nicht zu erkennen. Und wahrscheinlich auch willkürlich. So konnte der Autor dieses Beitrags ein Gespräch zwischen einem äußerlich durch nichts als irgendwie verdächtig erscheinenden Mannes und einer Gruppe bayerischer Polizisten verfolgen. Nach Ausweiskontrolle und dem Versuch des Mannes, mit den Polizisten zu diskutierten, erklärte dann einer der Beamten: „So, Sie sind für mich jetzt Querdenker und ich erteile Ihnen einen Platzverweis. Wenn Sie den nicht befolgen, werden wir Sie festnehmen.“ Als er zu antworten versuchte, er sei nie Querdenker gewesen und jetzt erst dazu erklärt worden, antwortete sein Gegenüber: „Ich diskutiere nicht mit Ihnen. Das ist die letzte Aufforderung. Wenn Sie jetzt nicht gehen, nehmen wir Sie fest.“ Worauf er sich grummelnd davon machte.
Sarah Steiner als Hochzeitsplanerin
Quelle: Screenshot erfolgreich-hochzeitsplaner-werden.de
Insgesamt konnte man dem Chatkanal zu der Demonstration viel Verärgerung darüber entnehmen, von der Anmelderin allein gelassen worden zu sein. Sie, die als „Sunny“ auftretende Sarah Steiner, in Kassel bekannt geworden als Veranstalterin von Hochzeitsmessen, hatte morgens in einem kurzen Video nur noch hinterlassen, man werde sich „vielleicht in einem Eiscafé sehen“. Den Rest des Tages war von ihr nichts mehr zu hören und zu sehen, während die, die ihrem Aufruf gefolgt waren, in der fremden Stadt herumirrten, einen nicht vorhandenen „Hermannplatz“ suchten und am Nachmittag entweder dem Ruf zu einer genehmigten Kundgebung in Fulda folgten (wo auch der für Kassel angekündigte Bodo Schiffmann mit seinem Infobus auftauchte) oder später noch versuchten, eine Spontandemo auf der Friedrich-Ebert-Straße auf die Straße zu bringen. Diese wurde allerdings von der Polizei schnell gestoppt.
Wenig "Klardenker" in Kassel
Quelle: heldmann.photography
Einige der Coronamaßnahmen-Kritiker versuchten mit den Gegendemonstranten auf dem Königsplatz zu diskutieren. Daran hatten die, die sonst gerne „Geschlossen gegen Ausgrenzung“ als ihr Motto verwenden, kein Interesse. Die knapp fünfzig, neben einer kleinen Gruppe „Omas gegen Rechts“, zumeist Jugendlichen, die sich unter dem Slogan "Klardenken statt Querdenken" getroffen hatten, saßen die meiste Zeit bei lauter Musik unter starker Polizeibewachung auf dem Königsplatz. Und von der Aufforderung „Sunnys“, sich doch auf dem Rummel „Sommerspaß“ auf der Schwanenwiese zu vergnügen, machte wohl niemand Gebrauch. Oder so unauffällig, dass sie weder der Security noch sonst jemanden aufgefallen wären.
"Sunny" auf der Bühne im März in Kassel
Quelle: heldmann.photography
Die Einschätzung von GDN, dass Sarah „Sunny“ und Ilhan nie ernsthaft vorhatten, in Kassel für ihre angeblichen Ziele zu demonstrieren, hat sich letztlich bestätigt. Wie sonst lässt sich das völlige Abtauchen, auch virtuell auf ihrem Telegram-Kanal sonst erklären? Noch nicht einmal über die Entscheidung des BVerfG informierten sie, geschweige denn, dass sie sonst irgendeine Orientierung gegeben hätten. Den Reaktionen der enttäuschten „Nicht-Demonstranten“ nach, dürfte es das letzte Mal gewesen sein, dass jemand „Sunnys“ Aufruf nach Kassel folgt. Aber wahrscheinlich wird sie nächste Woche in Berlin auf der Bühne stehen und sich als „Sunny aus Kassel“ feiern. Apropos Berlin: Dort fand heute eine CSD-Veranstaltung, als politische Versammlung angemeldet, mit rund 65.000 Teilnehmern (Polizeiangabe) ohne Abstand und nur anfangs mit Masken statt. Fotos dazu gibt es auf Twitter reichlich.
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